Wir haben uns einen Kaminofen einbauen lassen, einerseits wegen der angenehmen Wärme, andererseits um nicht ständig die Türen im ganzen Haus geschlossen zu halten. Dazu haben wir uns ein Außenrohr anbauen lassen (Kosten ca. 2500-3500 Euro in der preiswertesten Variante!), weil im Heizungskamin kein Platz mehr war. Wir haben nun den ersten Winter hinter uns und können ein durchweg positives Fazit ziehen!🌑 Auf- & Einbau, InbetriebnahmeWir haben zuerst das Loch in der Wand bohren lassen und hatten leider "Lieferverzug" beim Kamin (dazu ganz unten mehr), so dass die Höhe des Lochs nicht exakt gepasst hat. Ich habe also mit einer Metallsäge (alternativ Flex) das Kaminrohr auf der langen Seite (Richtung Kaminofen) um ca. 1.5 cm gekürzt, dann hats gepasst. Doppelwandfutter hat der Kaminbauer schon reingesetzt, also einfach Rohr auf den Kamin stellen, Rosette an die Wand anbringen und Kamin vorsichtig ranschieben. Kinderleicht.Die runde Metallplatte, die im Kamin drin liegt, ist zur Abdeckung des oberen Kaminrohr-Anschlusses gedacht, wenn man lieber den Anschluss hinten raus haben möchte, muss also aus dem Heizraum entfernt werden. Übrigens: Will man den Anschluss wie erwähnt wechseln, muss man auf der Kaminrückseite noch den Anschluss freisägen; die Abdeckplatte dort ist durch vier Metallstege mit dem restlichen Ofen verbunden (siehe Foto).Achtung: Anfangs muss der Ofen ca. 10-12 Betriebsstunden "ausstinken". Da wird die ganze Beschichtung an die Hitze gewöhnt und es riecht ziemlich stark nach Chemie, man muss auf jeden Fall sehr gut lüften! Das ist normal und kein Defekt. Leichte Kopfschmerzen hatten wir dann trotzdem...Optisch finde ich den Kamin sehr schön und modern, aber das ist ja Geschmackssache. Praktisch ist jedenfalls, dass er sich sehr gut reinigen lässt, obwohl die Oberfläche eher rauh aussieht.🌑 HeizleistungIn unserem Haus verteilen sich 150m2 auf 3 Etagen. Wir könnten damit in den ersten zwei Etagen die Heizungen einsparen, aber da wir die Wärme so lieben, lassen wir sie meist nur im Erdgeschoss. Damit haben wir regelmäßig zwischen 25° und 30° C im Kaminzimmer, während es draußen zwischen -5° und -10° C kalt ist. Die Treppe haben wir lediglich mit einem Vorhang "abgedeckt", was die warme Luft aber recht effektiv unten hält.Wir haben bisher nur mit Kohle und Holz geheizt. Kohle hält natürlich wesentlich länger und ist auch wärmer, aber halt für die Umwelt nicht so cool wie Holz.Apropos cool: Der Ofen kühlt gefühlt sehr schnell wieder aus. Lässt man das Feuer ausgehen (was schnell passieren kann), muss man gleich wieder von vorne anfangen. Legen wir abends 2-3 Kohlebriketts ins Feuer und stellen den Kamin auf die niedrigste Stufe, ist am frühen Morgen gerade noch genug Glut da, um ohne Papier ein Feuer zu entfachen. Manchmal (bei >6-8h) reicht es auch gar nicht. Das ist unser größter Negativpunkt.🌑 Steuerung / Regulierung / Features● Am Kamin befindet sich unten ein Stellrädchen mit Regulierung der "Dauerbrand-Automatik". Die Zahlen reichen von 0-9, und je höher die Zahl und je niedriger die Temperatur (des Raumes? des Ofens?), desto mehr Luft wird zugeführt. Sprich: Am Anfang reicht schon die 2 oder 3, um dem Ofen maximale Luftzufuhr zu geben, und wenn alles schon schön warm ist, wird selbst auf 9 die Klappe nur ein wenig geöffnet. Zu Beginn ist es jedenfalls empfehlenswert, ganz aufzudrehen, damit das Holz schön anbrennt. Laut Kaminfeger soll bei Holz generell volle Luftzufuhr gehalten werden, allerdings ist bei uns dann das Holz sehr schnell verbrannt. Wir drehen nach kurzer Zeit schon wieder runter, damit wir nicht alle 10 Minuten Holz nachlegen müssen. Auch beim Wiederanzünden mit Glut ist mit Stufe 9 ganz schnell ein Feuer entfacht.● Die Tür schließt automatisch. Das ist eigentlich ganz praktisch, mich persönlich stört es aber immer dann, wenn ich Holz nachlegen, Asche rauskehren oder sonstwie im Ofen selbst etwas machen möchte. Da muss man entweder die Tür immer mit einer Hand festhalten oder sie ständig am Arm entlangschrubben lassen. Nervig. Wir klemmen jetzt einen passenden Holzklotz neben das Scharnier, um die Tür geöffnet zu halten.● Die Lüftung in der Tür soll ein Beschlagen der Scheibe verhindern, was auch klappt. Die ist aber im Betrieb natürlich extrem heiß. Bei uns ist diese Lüftung immer ganz offen.● Zur selbstreinigenden Glasscheibe... ja, irgendwie hatte ich mir die noch mehr erhofft. Man muss sie bei Dauerbefeuerung trotzdem etwa jede Woche reinigen (Kaminfensterreiniger einwirken lassen und abwischen reicht). Auf dem Foto ist die Scheibe 4 Tage lang ungereinigt. Man sollte den Werbespruch "selbstreinigend" also nicht allzu wörtlich nehmen, aber immerhin: Bei Kaminfenstern ohne diesen Zusatz reinigt man täglich, es ist also eine deutliche Verbesserung.● Der untere Teil mit dem Rädchen ist selbst bei größter Hitze kühl und lässt sich problemlos anfassen. Außerdem bietet es ein wenig Stauraum, so dass wir dort gleich das Feuerzeug und den besagten Holzklotz deponiert haben :-)● Das Teefach ist ein Teefach, leider keine Kochplatte. Es reicht also, um ein Getränk heiß zu halten, aber man kann keinen Topf Wasser zum Kochen bringen.● Beim Erkalten des Ofens gibt er ab und zu einen Knall von sich. Auch das ist normal.● Wir hatten früher im Winter oft Probleme mit der Luftfeuchtigkeit, die bei 60-70% stand. Seit wir den Ofen haben, ist es umgekehrt: Die Luftfeuchtigkeit im Kaminzimmer liegt bei 20-30%, so dass wir uns Luftbefeuchter angeschafft haben! Die zwei Blumen auf dem Kamin sind Luftbefeuchter aus Keramik, diese hier. Damit halten wir es bei ca. 30-35%, was immer noch recht wenig ist.● Man muss darauf achten, dass eine eventuell vorhandene Dunstabzugshaube in der Küche mit einer Abluftsteuerung versehen werden muss, da der Schornsteinfeger den Kamin ansonsten nicht abnimmt. Das soll verhindern, dass die Abzugshaube bei laufendem Kamin die giftigen Gase durch die Wohnung zieht. Die preiswerteste Variante liegt dabei bei 30€ und findet man z.B. hier.● Die Asche-Auffangschale hat eine gute Größe (etwas mehr als A4 lang/breit und ca 7cm hoch), so dass der "Ertrag" aus 3-4 Tagen durchheizen rein passt. Das ist beachtlich und spricht auch für die 80% Wirkungsgrad des Ofens. So muss man nicht oft den Aschekasten ausleeren gehen, sehr praktisch.🌑 Ist so ein "billiger" Ofen wirklich ausreichend? Was ist, wenn mal was kaputt geht?Wir haben uns auch von einem Kaminexperten (Hark) beraten lassen. Dort wurde uns gesagt, dass 2021 und 2024 "billige Baumarkt-Kaminöfen" teuer mit einem Rußfilter nachgerüstet werden müssen. Im Netz finde ich die Angaben, dass das nur Kaminöfen mit einer Feinstaub-Belastung über 150 Milligramm pro Kubikmeter betrifft. Dieser hier hat 40 mg / m3, womit es also überhaupt kein Problem ist!Auch kosten dort Kaminöfen 2000-3000 Euro. Für mich viel zu viel - dieser Kaminofen tut seinen Dienst genauso! und die 9% Wirkungsgrad Unterschied lohnen sich wirklich nur, wenn man ständig damit heizt und sich das irgendwann über den Holzpreis niederschlägt (Für 2500 Euro Ersparnis muss man aber schon sehr viel Holz kaufen).Einzig der Herstellersupport ist vielleicht nicht ganz so optimal wie bei Hark, hier hoffe ich einfach auf den Händler. Die Marke "Thermia" und die Bezeichnung "München" sind nämlich ein Trugschluss: Der Hersteller stammt aus Kroatien, und der Ofen ist normalerweise nur bei Otto bzw. Hagebaumarkt erhältlich (diese beiden Firmen gehören zusammen, wir haben bei ersterer gekauft).Aber selbst wenn es einmal Scherereien mit dem Ofen geben sollte: Meine Schwiegereltern haben auch bei einer renommierten Firma gekauft und das Komplettpaket inkl. Außenrohr und Verschalung innen 10'000 Euro bezahlt. Mittlerweile gibt es die Firma nicht mehr, und Ersatzteile sind eigentlich kaum mehr zu beschaffen. Dann lieber eine "billige" Lösung und bei Totalschaden austauschen (auch wenn mir in diesem Fall die Ressourcenverschwendung missfällt).🌑 Fazit: Für uns ist der Ofen genau richtig. Preis-Leistungs-Verhältnis finde ich sehr gut. Wer richtig mit Holz heizen möchte, sollte sich wohl etwas professionelleres holen, aber das dürfte klar sein. Wer den Stil mag, kann fast bedenkenlos zuschlagen.PS: Bei Otto gibt es ein Spezialangebot, so dass wir den Ofen inklusive passendem Rohr und Lieferung für 500.- bekommen haben.PPS: Geliefert wurde in unserem Fall per Hermes, was eine absolute Katastrophe war. Unser normale Hermes-Götterbote ist perfekt, aber die zwei Leute, die den Kamin gebracht haben, waren unter aller Sau. Der Kamin wurde nur bis zur Haustüre geliefert, weil er über zwei Stufen angehoben werden musste und das Tragegestell kaputt war. Die Stufen hatten wir zuvor telefonisch angekündigt, und eine Beschädigung des Gestells müsste ja schon beim Beladen aufgefallen sein. Tage später erst, während wir mit dem Loch in der Wand warteten, kamen erneut zwei Mann (obwohl uns vier versprochen wurden), haben den Ofen mehr schlecht als recht ins Wohnzimmer gewuchtet und beim Absetzen noch prompt die Glasplatte zerkratzt. Der Schaden wurde dann wenigstens von Hermes übernommen.(Wir nutzen übrigens diese Glasplatte hier von Glasshop24).