Diese Uhr sollte man nicht als exakten Zeitmesser nehmen. Der erste Eindruck ist chaotisch. Es gibt kein Zifferblatt. Auch die Zeiger sind nur bei genauerem Hinsehen erkennbar, am ehesten noch der Sekundenzeiger mit der kleinen weißen im Kreis "schwebenden" Scheibe. Dann überlegt man: in der Uhr ist ein ETA Kaliber 2841-X verbaut, das eigentlich ziemlich präzise läuft (bei meiner + 10 bis 15 sec /d je nach Spannung der Hauptfeder). Warum also nicht doch genau einstellen? Jetzt beginnen die Probleme: Die Uhr hat keine Ziffern und keine Minuteneinteilung. Als Anhalt sind 4 Punkte auf der Lünette bei 3, 6, 9 und 12 erkennbar, die zwischen dem viermal aufscheinendem Schriftzug "swatch" angebracht sind. Das sollte reichen. Das nächste Problem: Sie hat keinen Sekundenstopp. Beim Ziehen der Krone (es gibt nur eine Position, weil die Uhr auch kein Datum hat) laufen die Zeiger unbeirrt weiter.
Jetzt kommt der Versuch: Nötig ist eine genau gehende Bezugsuhr, z.B. eine durch DCF77 gesteuerte Funkuhr. Nun den Sekundenzeiger durch leichtes Drehen der gezogenen Krone im ggUhrzeigersinn zurückhalten (es gehört etwas Übung dazu), bis er mit dem Sekundenzeiger der Bezugsuhr synchron läuft. Krone bleibt gleich gezogen und damit den Minutenzeiger synchron mit der Bezugsuhr einstellen, während sich der Sekundenzeiger um die 60 (etwa zwischen 55 und 05) bewegt. Darin liegt die Schwierigkeit, weil das genaue Einstellen des Minutenzeigers schnell gehen muss und am besten auf einem der vier erwähnten Lünettenpunkte erfolgt. Jetzt braucht man Glück: beim Hineindrücken der Krone verstellt sich der Minutenzeiger oft wieder. Das ganze ist ein Geduldspiel. Doch darin liegt der Reiz. Einfach und auf Anhieb geht es bei einer Uhr mit Sekundenstopp. Doch das 2841-X ist eben eine abgespeckte Version des altbewährten Kalibers 2824-X.
Das Deck- und Bodenglas ist leicht gewölbtes Plexiglas (Acrylglas). Das Bodenglas dürfte eingepresst und herausnehmbar sein. Man sollte es aber nicht oder nicht zu oft versuchen, wegen Erhaltung der WR von 3 bar.
Durch das Deckglas sind u.a. erkennbar: die große Hauptfeder ohne Federhaus, sodass die Gangreserve aus dem Spannungszustand der Feder geschätzt werden kann. Teilweise erkennbar ist die Schweizer Ankerhemmung mit Anker und Ankerrad aus Kunststoff (Material unbekannt). Ist ein Merkmal des ETA 2841-1 und des Swatch sistem 51, muss aber keine Qualitätsminderung sein. Vermutlich ist die Reibung Kunststoff auf Kunststoff geringer, als Rubin (Ankerpaletten) auf Metall (Ankerrad). Es wird von 15 Jahren Wartungsfreiheit geredet. Keine Freude für Uhrmacher, doch sistem 51 kann man ohnehin nicht mehr aufmachen.
Durch das Bodenglas ist der Aufzugsmechanismus mit dem auf Eterna-5-Kugellager drehenden halbkreisförmigen, teilweise durchbrochenen Rotor zu sehen. Von Hand wird durch Drehen der Krone im Uhrzeigersinn aufgezogen, was leicht geht und vor dem Anlegen immer notwendig ist, wenn die Uhr ganz abgelaufen war. Im Boden auch die Unruh zu erkennen, mit wenig service-freundlichem, ringförmigem Rücker mit Einstellkerbe, aber ohne Skala und ohne Plus-Minus-Markierung. Vielleicht geht man davon aus, dass an dieser Uhr nicht viel reguliert wird.
Das schwere und solide Gefertigte Edelstahlarmband mit Sicherheitsfaltschließe lässt sich leicht kürzen und hat den bekannten dreigeteilten Swatch-(Monopol)-Gehäuseanstoß.
Alles in allem eine sehr gute, schön finisierte, nicht zu große, aber doch schwere, weitgehend skelettierte Uhr. Eher nicht für den täglichen Gebrauch, aber ein Sammlerstück für den Uhrenfreund, Sie lässt ihn nicht in Ruhe! A.S.
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