Nach einigen Monaten Benutzung nun die Rezension des recht neuen Sigma-Objektivs. Gleich vorweg: Es ist in kurzer Zeit eines meiner Lieblingsobjektive geworden. Jedes Objektiv hat natürlich seinen Anwendungszweck, bestimmte Lichtverhältnisse, Bildsituationen und Gestaltungen, für die es am besten einsetzbar ist. Das Sigma 24mm F1.4 wird bei mir vor allem in der Dämmerung und nachts eingesetzt. Für ein mittleres Weitwinkelobjektiv ist es für mich sehr vielseitig einsetzbar, von Landschaftsaufnahmen über Architektur und Cityscape bis zu Event und Gruppenfotografie. Das noch neuere Sigma 20mm ist vermutlich auch eine sehr gute Linse, für den Allround-Gebrauch allerdings zu weitwinkelig. Mit 24mm kann man auch mal Personen fotografieren, ohne dass man das Bild extrem beschneiden muss, um eine starke Verzerrung zu vermeiden. Dennoch hat man genug Platz auf dem Bild um in engeren Situationen alles drauf zu bekommen. Vor allem ist es bereits bei Blende 1.4 knackscharf, sodass Aufnahmen bei wenig Licht sehr gut gelingen. Dazu ist zu sagen, dass ein Weitwinkel mit Blende 1.4 relativ selten ist, die meisten Fotografen sind nicht daran gewöhnt. Insbesondere meine ich, dass bei Weitwinkel oft erwartet wird, dass die Schärfentiefe sehr groß ist und das Fokussieren eher Nebensache ist. Bei derart großer Blende ist das etwas anders, vor allem wenn man noch etwas näher ans Motiv herangeht. Der Hintergrund wird hier dennoch gut unscharf, was sich zur kreativen Bildgestaltung einsetzen lässt. Allerdiings hat man selten das cremige Bokeh, wie man es von langen Brennweiten kennt. Durch die Weitwinkeligkeit wird der Hintergrund mit zunehmenden Abstand sehr klein, das Bokeh mehr strukturiert. Die Unschärfe ist dennoch sehr harmonisch, frei von scharfen Kanten. Der Kontrast ist ebenfalls sehr gut, die Farbgebung sehr neutral, wie man es von Sigma kennt. Chromatische Aberration findet man bei dieser Linse kaum, auch Farblängsfehler, Astigmatismus, Randunschärfe und Verzerrung sind Fremdwörter für das Objektiv. Lediglich eine leichte Randabschattung findet man bei offener Blende. Noch kurz zur subjektiven Bildqualität. Über den ganzen technisch und logisch feststellbaren Faktoren, hat man oft ein Gefühl für die Qualität der aufgenommenen Bilder. Sowohl andere, die die Bilder gesehen haben, als auch ich selbst bin oft erstaunt, was dieses Objektiv für eine Bildqualität abliefert. Saubere Aufnahmen des Nachthimmels mit Sternen, Aufnahmen von Personen im Kunstlicht, Küstenlinien bei Nacht oder mal ein Treffen dokumentiert - alles sauber damit möglich. Das Objektiv ist sehr gut in der Bedienung. Der Autofokusmotor läuft sehr leise, präzise und schnell. Wie oft bei neueren Objektiven der Fall, kann man jederzeit in die Fokussierung durch den Drehring eingreifen. Das ist zum Beispiel nützlich, wenn man sehr schlechte Kontraste hat und manuell vorfokussieren will. Durch die große Blende läuft der Phasenfokus der Kamera meist sehr gut, sodass ein Eingreifen selten erforderlich ist. Persönlich verwende ich die Canon-Version mit Metabones-Adapter an der Sony Alpha 7R II, was hervorragend funktioniert, solange man kein Video damit aufzeichnen möchte. Ich ziehe diese Variante inzwischen generell den Sony A-Mount Adaptern vor, weil der Metabones kompakter ist. Vom Gewicht her ist das Objektiv, wie bei Sigma typisch, ein ordentlicher Brocken. Die Verarbeitungsqualität ist dafür hoch, beim Gehäuse ist auch Metall verwendet. Damit liegt es auch gut in der Hand und fühlt sich hochwertig an. Die Befestigung der Gegenlichtblende hat sich gegenüber früherer Objektive gebessert, sie hält nun sehr gut und verdreht sich nicht. Der Preis ist zwar nicht im Schnäppchen-Bereich. Allerdings findet man auf den Markt einige deutlich teurere Objektive, die wesentlich schlechter performen. Will man mit einer Vollformat-Kamera fotografieren und gute Bildqualität haben, geht der Preis durchaus in Ordnung. Wie gesagt, adaptiere ich das Objektiv auf die Sony Alpha 7R II. Das bedeutet vor allem auch eine Auflösung von 42 Megapixel. Das betone ich nochmal, um auf die Bildqualität des Objektivs einzugehen. Man findet nämlich viele ältere Objektive, die bei Amazon mit 4-5 Sternen aufgelistet sind. Diese Bewertungen sind oft mit älteren oder "normalen" Canon-Kameras zustandegekommen, mit etwa 12-20 Megapixel. Auf solchen Kameras fallen eventuell vorhandene Objektivfehler natürlich weniger auf. Dieses Objektiv ist daher auch ein Stück weit zukunftssicher, im Gegensatz zu manchen teuren, alten Gurken. Fazit: Lichtstarkes Weitwinkel höchster Bildqualität und modernster Bauweise. In dieser Kombination von Eigenschaften und Preis einmalig und ein Must-Have.