Nachdem ich bereits einige Messerschärfer aus der Ramschrubrik versucht habe und stets ein identisch unbefriedigendes Ergebnis hatte, war es an der Zeit, mal einen Schleifstein zu probieren. Besonders viel gibt es nicht zu sagen, es ist ein Stein, an dem man eine Klinge so lange entlangfahren lässt bis man sich damit wieder ordentlich beim Zwiebelschneiden in die Finger säbeln kann.
Mit der gröberen 1000er Körnung lassen sich die Messer vorschleifen um eine gewisse Grundschärfe zu bekommen. Einem Samurai entlockt man damit zwar kein Lächeln, aber ein Messer lässt sich nach dieser Behandlung wieder als Schneidwerkzeug und nicht mehr nur als stumpfe Hiebwaffe einsetzen. Für den glücklichen Samurai ist hingegen die 6000er Körnung, hier wird die Klinge schön scharf und das Arbeiten in der Küche macht wieder Spass.
Aber der beste Schleifstein nützt natürlich nichts, wenn der Stahl Mist ist. Messer von minderer Qualität werden nie wirklich scharf. Wer also seine Ein-Euro-Super-Spar-Messer schleift und danach trotzdem keine Bambusmatten mit einem Schnitt entzweien kann darf die Schuld nicht beim Stein selbst suchen.
Das übermittelte ebook ist eine nette Idee des Herstellers aber wirklich hilfreich war es für mich nicht. Ich bin da eher der visuelle Mensch. Zeige mir wie es geht und ich krieg das schon hin, erzähl mir davon und ich werde Fehler machen von denen du nicht mal wusstest, dass sie möglich sind. Daher möchte ich ein paar Eindrücke meinerseits schildern um dem ein oder anderen Unentschlossenen ein Bild zu verschaffen.
1. Der Wetzstein soll nass sein und zwar richtig. Am besten das Ding auf Tauchgang schicken und warten bis keine Luftblasen mehr aufsteigen.
2. Schaut euch ein Video davon an, wie man einen Schleifstein richtig handhabt. Auf youtube gibt es hier einige zu sehen.
3. Nicht so doll drücken! Bekenner der brachialen Bewegung, wie ich es bin, müssen sich hier zusammenreißen und nicht zu viel Druck auf die Klinge ausüben. Denn es verbessert den Schleifprozess keineswegs sondern sorgt eher dafür, dass ihr den Schleifstein in der Mitte zu sehr abnutzt und die Klinge, wenn sie im Begriff ist scharf zu werden, wieder abstumpft.
4. Nicht zu schnell auf die hohe Körnung wechseln. Schleift lieber etwas öfter auf der 1000er Seite bevor ihr zur 6000er wechselt denn hier dauert der Schleifprozess wesentlich länger, denn es wird weit weniger Material abgetragen, was auch zur höheren Schärfe führt.
5. Sich Zeit nehmen. Vor allem wenn man zum ersten Mal mit einem Schleifstein arbeitet, sollte man sich unbedingt Zeit nehmen. Der richtige Winkel, der richtige Bewegungsablauf, all das sind Dinge die man sich mit genug Übung aneignet und automatisiert. Bis dahin aber sollte man langsam und sauber arbeiten. Ich habe mich mitsamt meinen Messern und dem Schleifstein vor den Fernseher geschleudert und einfach zwei Stunden lang Messer geschärft. Es ist entspannend und man bekommt ein Gefühl für diesen Vorgang. Mitbewohner könnten dieses Verhalten jedoch als auffällig und beunruhigend empfinden, hier sollte man deeskalierend handeln. „Was machst du hier?“ „Das wirst du noch früh genug erfahren… früher als du denkst“ ist hier keine zielführende Unterhaltung.
Als schönes Extra sind im Lieferumfang ein Gummiaufsatz und ein Bambusblock enthalten. Der Gummi hält den Stein auf dem Block und der Block alles zusammen auf dem Tisch. Neben seiner praktischen Komponente sieht das Ganze dann auch noch verdammt schick aus. Allerdings sollte man darauf achten, dass der Bambusblock entweder getrocknet ist bevor man ihn lagert oder man lagert ihn prinzipiell offen, da das Material sonst schimmeln könnte.
Fazit: Der Schleifstein gefällt mir sehr gut, ich bekomme auch das letzte Messer wieder schön scharf. Meine ersten Versuche waren nicht so erfolgreich, aber mit der Zeit kam das Gefühl dafür und mittlerweile schleift es sich schon fast wie von selbst. Je nach Qualität der Klingen erreiche ich auch unterschiedliche Resultate, hochwertige Messer sind wieder fantastisch scharf, während die Billigklingen nur mäßig schneidebereit sind. Das ebook ist schon okay, aber ohne das Videomaterial wäre ich dezent aufgeschmissen gewesen, hier sollte der Hersteller vielleicht ein bisschen Zeit oder Geld investieren und ein schönes How-To Video drehen. Ich bin absolut zufrieden und werde, sobald ich den Wetzstein auf Papiergröße zurechtgehobelt habe, mir wieder denselben bestellen.
| Hersteller | BERGKVIST |
|---|---|
| Produktabmessungen | 18 x 6 x 2 cm; 1,03 Kilogramm |
| Auslaufartikel (Produktion durch Hersteller eingestellt) | Nein |
| Farbe | Weiß/Blau/Schwarz/Holzfarbe |
| Material | Stein |
| Beschreibung der Körnung | Fein |
| Batterien inbegriffen | Nein |
| Batterien notwendig | Nein |
| Artikelgewicht | 1,03 Kilograms |
