Zunächst: Ich liebe Kaffee! Am Wochenende, wenn ich Zeit und Muße habe, trinke ich schon mal gerne zehn bis zwölf Tassen (Verraten Sie's nicht meinem Kardiologen. Sollte ich jemals an einer Überdosis Kaffee sterben, bin ich zumindest wach!). Am liebsten mit Milch (zur Not auch schwarz), natürlich ohne Zucker (ich denke, ich bin süß genug). Doch im Alltagsstress, zwischen Sohnemann schmieren und Stullen wecken, Hemden putzen und Schuhe bügeln, bleibt meist nur Zeit für einen einzigen Schuss Koffein – und der muss sitzen. Also empfahl mir meine große Schwester (dafür sind große Schwestern ja da) die Tassimo Kapselmaschine von Bosch. Nach drei Jahren hat das gute Stück nun seinen Geist aufgegeben (es wollte öfter gereinigt werden als mir Koffein zu spenden). Also bestellte ich den Nachfolger Vivy 2 für echt kleines Geld (30 Euro). Ich muss sagen, ich bin zufrieden. Das Gerät ist noch kleiner (T28/B17/H25 cm), der abnehmbare Wassertank (0,7 Liter) allerdings auch (er lässt sich auch schwerer herausnehmen als beim Vorgänger). Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Die Einwegkapseln werden als T-Discs vermarktet und bestehen aus einer Thermoforming- Kunststoffkapsel, die mit einer aluminiumbeschichteten Folie versiegelt ist und das Zubereitungsmedium (Kaffeemehl, Tee, Milch etc.) enthält. Die Kunststoffkapsel dient gleichzeitig als Brühkammer, dadurch kann unmittelbar nach jedem Brühvorgang die Sorte ohne aufwendige Reinigung der Maschine gewechselt werden. Abweichend von anderen Kapselsystemen findet bei der Tassimo-Kapsel sowohl der Heißwasserzulauf als auch der Fertiggetränkeablauf von derselben Seite (nämlich durch die in der Maschine von unten durchstochene Folie der Kapsel) statt. Nach Zubereiten des Getränks muss die Kapsel über den Hausmüll entsorgt werden (eine leere Kapsel wiegt rund 4,4 g). Auf der Folienoberseite jeder Kapsel befindet sich ein Strichcode, über den die Tassimo-Maschine die passenden Zubereitungsparameter (Druck, Menge, Temperatur etc.) einlesen kann. Neben Espresso und Kaffee können die Tassimo-Maschinen auch Tee, Kakaogetränke und Mischgetränke mit Milch wie Cappuccino oder Latte Macchiato (mit drei Schichten) zubereiten. Hierzu wird zuerst eine Kapsel zur Erstellung des Milchschaums und danach eine zweite Kapsel für den Espresso eingelegt. Durch die eigene Kapsel mit flüssiger Milch nur für den Milchschaum benötigen Tassimo-Maschinen keine Dampfdüse und sind damit (angeblich) pflegeleichter als Automaten mit Aufschäumdüse. Verschiedene Portionsgrößen (die Milchkapsel hat z.B. wesentlich mehr Inhalt als eine Espresso-Kapsel) werden über unterschiedliche Kapselhöhen umgesetzt. Mein Sohn trinkt keinen Kaffee und mag am liebsten die heiße Schokolade (von Milka), meine Schwester Tee (Twinings Earl Grey). Ich selbst bevorzuge Kaffee: Jacobs Krönung XL (wenn schon, denn schon, alle anderen Portionen sind ja schneller verdunstet als ich husten kann), Barcelona Café con Leche ("Tauche ein in das pulsierende Barcelona und das sonnige spanische Lebensgefühl mit dem Genuss eines köstlich cremigen Milchkaffees!" Muy sabroso ;-) und Latte Macchiato. Für die unterschiedlichen Tassengrößen und Gläser gibt es ein verstell- und abnehmbares Tassenpodest. Für die XL-Dröhnung (200 ml) benötigt die Vivy 2 geschlagene 120 Sekunden (dabei knattert sie, als würde sie einem gleich um die Ohren fliegen), aber damit kann ich leben (ich brauche ja schon doppelt so lang, um eine Filtertüte rauszusuchen). Für die kleine Portion (125 ml) sind es 90 Sekunden. Der Latte Macchiato verbraucht (wie oben beschrieben) zwei Kapseln und dauert logischerweise am längsten (knapp drei Minuten). "Kaffee unser, der du kommst aus der Maschine. Geheiligt werde deine Bohne. Dein Röstgrad komme. Dein Brühvorgang geschehe, wie im Coffee-Shop so auch zu Hause. Unser tägliches Koffein gib uns heute. Und vergib uns unsere Sucht, wie auch wir vergeben den Teetrinkern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von der Müdigkeit. Denn dein ist der Geschmack, das Aroma und das Koffein in Ewigkeit. Prost." _Fazit: Eine Tasse Koffein auf Knopfdruck in (fast) Sekundenschnelle. Bluthochdruck, was willst du mehr? Eine wunderbare kleine Maschine ("Happiness can be so small!") für den Wenigtrinker zwischendurch. Von mir gibt's 4/5**** Note 2 "Kaffee erreicht Stellen, da kommt Motivation niemals hin!" Aber: Wie auch bei anderen Kaffeesystemen steht auch bei Tassimo der sogenannte Lock-in-Effekt (Anschaffungskosten niedrig, Betriebskosten hoch) sowie die nicht kompostierbaren Getränkekapseln (Hausmüll) in der Kritik. In einer Studie der EMPA (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) wird Tassimo als das umweltschädlichste System gesehen. Abschließend noch ein kleiner Tipp für alle "Süchtigen" unter uns: Von Aschermittwoch vierzig Tage bis Ostern auf Kaffee verzichten (ohne religiösen Hintergrund), einfach um sich selbst zu beweisen, dass man (noch) nicht abhängig ist! Ich mache das jedes Jahr mit meinen Schülern: Wir schließen einen Pakt und verzichten vierzig Tage auf die Dinge, die uns am wichtigsten sind (egal, ob Zigaretten oder Schokolade, Burger einer bestimmten Fast-Food-Kette, Fernsehen, das Smartphone oder bei mir die Blu-rays ;-) "Kaffee dehydriert den Körper nicht. Ich wäre sonst schon Staub." – Franz Kafka (1883-1924, starb mit 40 Jahren an Herzversagen) Hoppla.